Stadtplanung, Umwelt und Kultur vereinen 

Abkühlung der Luft im Sommer, Umwandlung von CO2 in Sauerstoff, aber auch Verbesserung der Qualität der Umgebung und des öffentlichen Raums: Begrünte Flächen bieten viele Vorteile. Mehr und mehr sind diese sogar eine unerlässliche Voraussetzung dafür, dass grosse Bauprojekte überhaupt bewilligt werden.  

Grünflächen einzuplanen bedeutet jedoch nicht, dass deswegen das wachsende Bedürfnis nach städtischer Verdichtung vernachlässigt werden muss. Ganz im Gegenteil. Das Projekt «Plateforme 10» zeigt dies auf überzeugende Weise.

Das ambitionierte Bauvorhaben lässt im Herzen von Lausanne – dort wo sich vorher zwei gigantische Lokdepothallen der SBB erhoben – ein Quartier entstehen, das ganz der Kunst und Kultur gewidmet ist.

Das Projekt, das wegen seiner Nähe zu den neun Gleisen des Bahnhofs Lausanne «Plateforme 10» getauft wurde, soll die drei Museen, die bis jetzt über die Stadt verteilt waren, an einem Ort zusammenbringen und die Ausstellungsfläche, die den drei Museen an ihrem jetzigen Standort zur Verfügung steht, verdoppeln. Ein ergänzendes Angebot sorgt dafür, dass das Projekt nicht nur Museumsbesucherinnen und -besucher, sondern ein breiteres Publikum anzieht.

Das Musée cantonal des Beaux-Arts (MCBA) hat das erste Gebäude bereits bezogen, das Musée de l’Elysée (Kantonales Museum für Fotografie) und das mudac (Museum für zeitgenössisches Design und angewandte Kunst) werden ihrerseits ab Juni 2022 im zweiten Gebäude untergebracht sein. Letzteres ist zurzeit im Bau und besteht aus einem imposanten Quader mit einem Grundriss von 40 auf 40 Meter. Die weissen Betonmauern sorgen für viel Helligkeit.

Dachgärten und Begrünung 

Die Dachgärten dieses zweiten Gebäudes sind von der der geologischen Vergangenheit des Grundstücks inspiriert. Die oberhalb des Platzes gelegene Grünfläche bietet dem Publikum eine Sicht auf die Stadt, den See und die Alpen. Auf der Nord- und Westseite des Dachs – wo das direkte Einpflanzen in die Erde möglich ist – sind mit Bäumen bepflanzte Flächen vorgesehen. Auch in den Innenhöfen des Musée de l’Elysée und des mudac ist eine Begrünung geplant. Insgesamt bietet das Projekt Plateforme 10 auf seinem 25'000 m² mitten im Stadtzentrum eine begrünte Fläche von 4700 m².

Langsamverkehr und Pädagogik 

Ganz auf den Langsamverkehr zugeschnitten ist die 250 m lange und 4,5 m breite Rampe, die den Place de la Gare mit der Avenue Marc-Dufour verbindet. Die Rampe, für die Kosten von rund 3,5 Millionen Franken veranschlagt sind, wird entlang der Böschung zwischen den bestehenden Stützmauern errichtet. Sie passt optimal ins Stadtgefüge, indem sie die strategische Achse zwischen dem östlichen und westlichen Teil des Lausanner Stadtgebiets verstärkt. Damit vervollständigt die Rampe die geplante Grünroute («voie verte»), die schliesslich über das Gelände der Plateforme 10 führend Lutry mit Saint-Prex verbinden soll.

In Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Lausanne wandelt sich die Umgebung der Rampe in einen Lehrpfad um, der den Nutzerinnen und Nutzern die städtische Begrünung in ihrer ganzen Artenvielfalt näherbringt. Ganz im Sinne des musealen Umfelds werden die Pflanzen als Sammlungen präsentiert und laden so auch zum Besuch ins Botanische Museum ein, das zu Fuss in nur 5 Minuten zu erreichen ist.

Corine Fiechter

Über den Autor

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Schweizerischer Baumeisterverband

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