Binnen-Ferien-Nation Schweiz

Nicht erst seit Corona will die Schweizer Bevölkerung in Zukunft vermehrt auch die Ferien in der Schweiz verbringen, wie die SBV-Umfrage zeigt. Die damit steigenden Anforderungen an die Infrastruktur erfordern politischen und planerischen Weitblick.   

Liest man die Ergebnisse der Umfrage des SBV im Tour d’horizon zur Schweiz im Jahre 2040, erinnern die Zukunftserwartungen der Schweizerinnen und Schweizer an ein Leben zu Grossmutters Zeiten. Auf die Frage, wie wir in zwanzig Jahren unsere Freizeit mehrheitlich verbringen werden, antworten die meisten: in der Schweiz.

Das Resultat ist aber nur scheinbar überraschend und weist auf einen generellen Megatrend in der Gesellschaft hin. Die neue Generation agiert lokaler, ökologischer und nachhaltiger als frühere. Sie fährt mit dem (E-)Velo zur Arbeit, besorgt ihre Lebensmittel beim regionalen Produzenten. Der Zukunftstrend ist ein lokales Leben, ökologisch nachhaltig, vielseitig mobil, digital vernetzt.

Verkehr nimmt zu, auch in der Peripherie

Sehr deutlich zeigt sich dies eben im Freizeitverhalten. Die Schweizerinnen und Schweizer verbringen ihre Ferien in Zukunft statt in der Südtürkei in der Schweiz, in Naherholungsgebieten, in einem lauschigen Flussbett, auf einem Berg der malerischen helvetischen Voralpen.

Was bedeutet dies für Verkehrsaufkommen und Infrastruktur? Es ist stark anzunehmen, dass wir in Zukunft mehr Freizeitverkehr in der Schweiz haben werden – noch mehr. Wer schon einmal an einem schönen Sonntagmorgen versuchte, mit dem Auto von Vevey Wallis-einwärts nach Martigny zu gelangen, oder am Sonntagabend im Zug aus dem Wallis nach Basel oder Zürich sass, kann bestätigen: Die Schweizer Verkehrsinfrastruktur – beim öffentlichen wie individuellen Verkehr – stösst bereits heute regelmässig an ihre Kapazitätsgrenzen, auch am Wochenende, in der Freizeit.

Zuglinien, Kantonsstrassen, Velowege braucht das Land

Die Zahlen belegen dies: Laut Bundesamt für Statistik wendeten die Schweizer 2018 von den durchschnittlich 90 Minuten täglich, die für die Mobilität aufgewendet werden, für die Freizeit auf. Mit der Weiterentwicklung der Freizeitgesellschaft liegt der Schluss nahe, dass dieser Anteil in Zukunft weiter steigen wird.

Und im Gegensatz zum Berufsverkehr stehen beim Freizeitverkehr nicht nur vor allem die Hauptverkehrslinien wie die Autobahn A1 oder Haupt-Bahnlinien im Zentrum. Wenn wir künftig vermehrt im Inland unterwegs sind, braucht es auch die Kantonsstrassen und Regionalbahnlinien. Es braucht etwa den Ausbau des Lötschbergtunnels. Die Peripherie, die Bergregionen, rücken näher.

Und es braucht Velowege. Das Elektro-Velo erfährt heute einen beispiellosen weltweiten Boom. Die Schweizerinnen und Schweizer entdecken damit mit neuer Leichtigkeit die Schönheiten der Schweiz. Ein gut ausgebautes Velowegnetz ist nötig. Und damit sich Autos und Velos, Schnell- und Langsamverkehr nicht in die Quere kommen, ist eine Entflechtung der Verkehrswege unabdingbar – wie dies in einigen anderen europäischen Ländern bereits mit Hochdruck umgesetzt wird.

SBV Tour d'horizon Lebensraum Weitblick nötig, um die Zukunft zu ermöglichen

Die Mobilität wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten  also weiterhin starken Veränderungen unterworfen sein. Neue Technologien und smarte Ansätze werden sich durchsetzen. Die Bauwirtschaft kann dies leisten – sie baut seit jeher funktionierende Verkehrslösungen für die Menschen, flexibel und bedürfnisgerecht. Und bietet damit lukrative Jobs und Karrierechancen für Männer und Frauen.

Bauprojekte brauchen Zeit. Mit der Planung der Schweiz 2040 muss also bereits heute begonnen werden.

Von der Politik und der Gesellschaft sind mutige, zukunftsweisende Entscheide gefragt. Der Schweizerische Baumeisterverband appelliert an die Bauherren und die öffentliche Hand, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Bauprojekte effizienter umgesetzt werden können, wie der SBV und Infra Suisse im Fünf-Punkte-Plan fordern.

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Schweizerischer Baumeisterverband

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